10.10.2016

Kapitel 3 | In dem vom Weg zum Paradies die Rede ist, dem Wohnort von Maria Magdalena und Paule

(Leseprobe)

 

Nein, Paradies Nummer 4 finden Sie nicht in einem Reisekatalog, nicht bei der Sphinx- Suche oder dem Nahtoderlebnis. Paradies 4 ist der Wohnort von Paule und seiner ihn liebenden Frau Maria Magdalena.
Es liegt eingebettet im oststeirischen Hügelland, und obwohl versteckt und abseits der größeren Straßen, führen mehrere Wege dahin.

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Zumeist benutzt wurde der Weg am Hieaner vorbei, dem Bauern oben am Hügel – ein ordentlicher Mensch, der einstmals in seinem Hühnerstall den Boden betonierte, dabei leider die Luke nicht schloss, durch die am Abend die Hühner einstiegen. Am nächsten Morgen – der Hieaner traute nicht seinen Augen – standen die Hühner noch immer im Stall, einzementiert, wie ein Nachbar mitfühlend lachend sagte.
Eine neue Herde wurde angeschafft. Doch als der Hahn, ein stattlicher Hahn, der keine Henne schonte, die betonierte Hühnerleiter sah und beunruhigt in den ordentlichen Stall schaute, traf ihn, so wird in der Küche bei Lindenblütentee erzählt, ein Schlagerl, von dem er sich nicht mehr erholte.

 

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09.10.2016

Kapitel 15 | Beschreibt des Geburtstagsessens vierten Gang

(Leseprobe)

 

Nach dem „Hecht zum Zungelösen“ von Brunhilde sorgte ich für den nächsten Gang.
Ich nannte das Gericht „Schweinefalsch“. Von einem Bauern auf einer Alm, der mir noch zu Dank verpflichtet war – hatte ich ihm doch einmal nach einer Bergtour zu einem Rausch verholfen, den seine bessere Hälfte mit Disziplin vergelten wollte, hätte ich nicht alle Schuld auf mich genommen – hatte ich etwas mehr als ein Kilo für einen Schweinebraten geholt.

Das Fleisch marinierte ich in einem Liter rotem Burgunder, einem Glas Johannisbeeressig, zwei Karotten, vier Schalotten und einer Zwiebel.

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08.10.2016

Kapitel 14, Teil 2 | Berichtet von einem weiteren Kunstausbruch

(Leseprobe)

 

Zunächst ging Paules Reise nach Coburg. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass es dort Skelette zu kaufen gab, denn worauf lässt sich Alltäglichkeit besser reduzieren. Erstaunt stellte er fest, dass es sich bei dem Laden um eine hochmoderne Fabrik handelte – anders, als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte einen vergammelten Schuppen in Friedhofsnähe mit einem unterirdischen Gang erwartet. Nein, diese Fabrik hatte Struktur und einen Pförtner.
„Was wollen sie? Ein Skelett? Ja was für eins? Einen Inder oder Kunststoff? Der Inder ist kleiner, aber echt, kostet dafür etwas mehr! Aber die Farbe kriegt man im Kunststoff nicht so hin. Außerdem hat der ja mal gelebt, das kann einem schon ein paar Mark wert sein!“
Paule entschied sich für einen groß gewachsenen Inder, packte das Gerippe auf den Rücksitz seines Opel Kadett und fuhr zur Grenze nach Österreich.
„Haben sie was zu verzollen?“
Paule deutete mit dem Daumen nach hinten.
„Haben sie dafür einen Leichenausfuhrschein und ein ärztliches Attest, dass die Leich’ auch wirklich tot ist?“
Paule verneinte.
„Was glauben sie denn, so einfach geht das bei uns nicht. Wir haben auch unsere Vorschriften. Fahren sie mal rechts ran! Sie wollen uns wohl verarschen, Sie…! Verarschen können wir uns selber, viel besser als Sie! Die Leich’ ist beschlagnahmt!“

 

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Foto: Klaus Ziegler



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