Was ist die Triebfeder jeder künstlerischen Produktion heute? Es ist das andere; das was anders ist. Denn wenn es das andere nicht gäbe, gäbe es die Kunst nicht. Unsere Kunst heute ist vergänglich; ihnen haftet der Geruch eines Traums an, der ohne Ruhm auskommt. Es schmeckt nicht  süß, nicht salzig, nicht sauer, nicht bitter. Es ist die Wüste, die uns nährt, jenseits von Galerie und weit entfernt vom Markt. Die Förderung als Schlummergesang bleibt in den Metropolen der Weichgesichter. Die Wüste ist hart; nur die Besten halten durch. Von diesen Künstlern, Freunde allemal, will ich berichten. Ihr Stil, grob, robust und visionär, wird uns, wenn nicht Freude, dann zumindest Hoffnung und Liebe  schenken.

 


15.01.2017

Hermann träumt ...

 

Ein Freund von mir, Hartl, hat zum Jahresbeginn 2017 zwei Bilddateien mir zugesandt. „Hermann träumt“ ist der Titel der ersten Bilddatei. Ich soll jedoch auch DOC436.jpg beachten.

 

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Detlev Hartmann © 2017
 

 

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28.12.2015

Kaugummi ist nicht nur zum Kauen da

 

Eine Freundin von mir, Vilja, hat eine seltene Begabung. Sie photographiert – fast möchte ich sagen – blind und macht wie nebenbei die schönsten Fotos. Von Technik hat sie absolut null Ahnung. Den Auslöseknopf findet Sie, den Rest macht die Automatik. Für jeden ernsthaften Künstler ist es ein Hohn. Die Begabung – das muss neidlos gesagt werden, besteht darin, im richtigen Augenblick den richtigen Ausschnitt des täglichen Lebens zu finden und den Auslöseknopf der automatischen Kamera zu drücken.

 

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Fotos: Vilja Neuwirth ©



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21.12.2015

Schwarzpulver

 

Ein Freund von mir, Gernot, malt phantasievolle Bilder.

 

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"blauäugige Kuh": Gernot Pock ©

 

In letzter Zeit hat er sich eine neue Technik zu eigen gemacht. Er malt – wie gewohnt - mit Acryl und Pastellfarben zarte Geschöpfe, voll Freude am Leben, die uns als Betrachter in eine farbenfrohe Welt hinein wirft. Und wenn er dann fertig ist mit seiner Malerei, deckt er die Figuren mit ausgeschnittenem Karton ab, übermalt den Hintergrund mit Tapetenkleister und siebt – keineswegs zimperlich -  Schwarzpulver in den klebrigen Kleister. Dazu werden noch Zündschnüre eingearbeitet und mit dieser Technik die Bilder zum Feuerwerk verwandelt.

Diese schönen, perfekten Bilder werden gegen Ende einer gelungenen Ausstellung als absoluter Höhepunkt abgefackelt und die auf diese Art und Weise abgebrannten Kunstwerke werden signiert.

 

 

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20.12.2015

Erich Honecker grüßt Gerhard Rühm

 

Eine Freundin von mir, Sigrid, ja richtig, die Künstlerin aus der Coop-Kunst-Produktions-Gemeinschaft aus der Südsteiermark ließ mir vor langer Zeit eine Nachricht zukommen:

„Erich Honecker grüßt Gerhard Rühm.“ Es war ein Zeitungsausschnitt mit einem Foto Erich Honeckers aus dem Jahr 1992, aufgenommen während seines Prozesses vor dem Berliner Landgericht.

Nun bin ich kein Freund von Erich Honecker, denn Erich Honecker hat meines Wissens nach kein Haiku geschrieben. Er hat andere Sprüche geklopft: „den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“

Wohl bin ich ein Freund von Gerhard Rühm und seiner großartigen Kunst.

„Jäh ein Donnerschlag /
dann ein heftiger Windstoss /
mein Hut grüßt von selbst.“ (Gerhard Rühm)

 

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20.12.2015

Einen schönen Sonntag noch

 

 

Ein Freund von mir, Erich ... kommunizierte zuweilen, als er noch lebte,  per Fax mit mir. So wurden manchmal seltsame Gedanken und Vorgänge vermittelt, die mir heute oft fehlen. Ich will ein Beispiel erzählen.

 

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Foto, Klagemauer in Jerusalem: privat ©



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18.12.2015

Ästhetik im Extrembereich

 

Freunde von mir, Sigrid und Hartl, ...sie leben in einer Coop-Produktions-Gemeinschaft in der Südsteiermark. Sie haben – neben vielen anderen Kunstschüben -  die Farbstiftzeichnungen neu belebt.

Mögliche gedankliche Verbindungen weisen auf das Stallausweißen hin, das einmal im Spätherbst bei den Kuhbauern zur Tradition gehörte. Da wurde der Stall mit Kalkmilch geweißt und nach getaner Arbeit wurden die Küh als Entschädigung für den Eingriff in ihren gewohnten Lebensbereich mit frischem Gras gefüttert. Da blieb es nicht aus, dass bereits nach kurzer Zeit die ersten „Kuhaboggal-Zeichnungen“ die frisch desinfizierten Wände zierten: durch das lustvolle Peitschen mit den Schwänzen entstanden auf weiß gekalkten Wänden Meisterzeichnungen in kräftigen Farbtönen – zumeist in grün und schwarz.

 

 

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07.12.2015

Kunst ist verderblich

 

Mein Vater Klaus lebt in der Steiermark. Ihn habe ich Ende September besucht. Als ich um sein Haus ging, sah ich den Flieger, den er  aufgebaut hatte, um an meine Geburt zu erinnern.
(siehe dazu den Eintrag vom 23.Juni 16 - Die Frühgeburt oder das Dasein als Flieger)

Der Flieger sah nicht gut aus. Die Jahreszeiten hatten ihre Spuren hinterlassen. Das Leder – zwar gegerbt – hatte Falten geworfen und spannte sich über das Traggerüst wie eine alte Haut über gichtige Finger. Trotzdem hing über allem eine feierliche Stimmung, eine Ruhe, verbunden mit einer Würde, die man im Gedenken andere Menschen empfindet, die einem nahe sind.

 



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Foto: Branko Lenart ©

 

Um das Empfinden zu steigern schaute die Sonne kurz aus den Wolken hervor und warf einen Lichtkegel auf das Kunstwerk. Ich wusste Abschied zu nehmen und der Abschied war verbunden mit Schönheit und Schmerz, der Freude am Dasein und der Gewissheit des Vergehens.

 

 

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04.12.2015

Das da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe

 

Ein Freund von mir - Mark heißt er-, der – ich muss es gestehen – im Laufe der Jahre mir aus dem Gedächtnis entschwand, hat sich vor kurzem wieder in Erinnerung gerufen. „Ich bin so glücklich, du wirst es nicht glauben...“ Schrieb er und gab mir in seinem EMail einen Link...

 

Das Foto, das sich auftat, hat mich überzeugt.
Ich hatte Mark – auch das muss ich gestehen – in anderer Erinnerung. Der glückliche Mark auf dem Foto ähnelte meinem Mark, schien jedoch sich verjüngt zu haben. Mein Mark war in unserem Künstlerkreis als der Pleitier bekannt. Wenn er unseren Stehausschank in der Billgatesstraße betrat, verstummte das Gespräch und ein jeder blickte betreten zu Boden, um nicht ihm in die Augen zu schauen. Denn wenn du Mark in die Augen schautest, war dein Portemonnaie leer. In seinen Augen lag das Universum, eine Unendlichkeit und Güte, eine Leere des Raums, die jeden von uns tief berührte.

 

 

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