Ein Freund von mir, Gernot malt phantasievolle Bilder.
"blauäugige Kuh": Gernot Pock ©
In letzter Zeit hat er sich eine neue Technik zu eigen gemacht. Er malt – wie gewohnt - mit Acryl und Pastellfarben zarte Geschöpfe, voll Freude am Leben, die uns als Betrachter in eine farbenfrohe Welt hinein wirft. Und wenn er dann fertig ist mit seiner Malerei, deckt er die Figuren mit ausgeschnittenem Karton ab, übermalt den Hintergrund mit Tapetenkleister und siebt – keineswegs zimperlich - Schwarzpulver in den klebrigen Kleister. Dazu werden noch Zündschnüre eingearbeitet und mit dieser Technik die Bilder zum Feuerwerk verwandelt.
Diese schönen, perfekten Bilder werden gegen Ende einer gelungenen Ausstellung als absoluter Höhepunkt abgefackelt und die auf diese Art und Weise abgebrannten Kunstwerke werden signiert.
(Fotos vom Abfackeln )
Den wahren Hintergrund für dieses selbst inszenierte Autodafe, das in früheren Zeiten die feierliche Durchführung der Urteilsverkündung des Inquisitionsgerichts und zumeist die darauf folgende Verbrennung der Angeklagten, zumeist einer weibliche Person, darstellte und das aus der portugiesischen Sprache übersetzt Urteil über den Glauben hieß, konnte ich nur erraten. Denn vor der Verbrennung waren die Bilder – wie gesagt – voll Freude am Leben. Danach fand die Wehmut ihren Rahmen.
Nun ist es mir gelungen, zwei Bilder vor der Verbrennung zu retten.
Mit diesen Bildern ging ich in ein gut geführtes Geschäft, das sich auf das Rahmen von Bildern spezialisierte. Dort suchte ich mir die passenden Bilderrahmen mit spiegelfreiem Glas aus.
Am nächsten Tag - es war früh am Morgen, kurz nach acht Uhr, da rief mich Glasermeister Ohnesorg an. Seine Stimme zitterte, er stotterte gar, und sprach hastig: „Es ist ver..verbrannt, ei..eine Stichflamme hats gegeben, das Bild hat Feuer gefangen, das Bild ist hin.“
Er schilderte noch ganz aufgeregt den Hergang, dass er wie gewohnt ein Tässchen Kaffee vorbereitet hatte, dann seine erste Morgenzigarette angezündet hatte und sich dann über das von mir gelieferte Bild gebeugt hatte und wie plötzlich eine Schnur auf dem Bild sich entzündete und wie dann alles in Flammen aufging und vor lauter Rauch er nichts mehr sah und wie er dann in Panik den Kaffee über das Bild geschüttet hat und dass das Bild nun anders aussehe. Und dann fragte er, ob er es trotzdem noch rahmen soll.
Das zweite Bild ist noch ganz, sagte er.
"…da kann man nichts machen: eine große Hilfe bei Ratlosigkeit": Gernot Pock ©
Ich beruhigte den Glasermeister Ohnesorg und sagte ihm, dass in meinem Leben es eine Fülle solcher Missgeschicke gäbe; das sei bei Künstlern eine notwendige Begleiterscheinung, sagte ich.