„Ein Riesenfehler“, sagte der Ökonom Joseph Stiglitz, „Griechenland aus der Eurozone zu drängen.“ Er bringt es dann auf den Punkt und benennt die angeblichen Rettungspläne als schlichte Rezessionsprogramme, die jeglichen Aufschwung im Keim ersticken. Er selber würde das Hilfsprogramm unter keinen Umständen unterschreiben.
Dies notierte ich am 2. Juli 2015, als die Eurozone wegen der mangelnden Bereitschaft der Griechen, ihre Zahlungsverpflichtungen einzuhalten, in Aufruhr geraten war.
Womit wir bei der philosophischen Frage des unnützen Leidens angelangt sind. Nur wenn es uns gelingt, das nutzlose Leiden abzustreifen, kommen wir zum nützlichen Teil des Leidens. Man muss zunächst kapieren, dass eine Grundbedingung der Freiheit eines Volkes -und damit verbunden eines jeden Bürgers - darin besteht, nutzloses und nützliches Leiden zu unterscheiden.
„Ob ein Referendum darüber Auskunft gibt, mag zweifelhaft sein“, schrieb ich damals am 2.Juli 2015, der ein Donnerstag war. „Aber egal wie es ausgeht: die Griechen werden uns belehren, dass Leiden zum guten Teil dazu beiträgt, unser Leben in eine neue Richtung zu weisen. „Denn so wie gehabt geht es nicht weiter“, schrieb ich an jenem Donnerstag, der hohe Sommertemperaturen erreichte, die zwei Tage später 35 Grad überstiegen.
Ich bin im November geboren. Eigentlich muss ich sagen, wurde ich auf die Welt geholt. Sieben Wochen zu früh haben die Ärzte mich mittels Kaiserschnitt aus der Geborgenheit an das Licht gezerrt. Der Messfehler eines Internisten war die Ursache und dahinter verbarg sich eine Unverträglichkeit der Blutgruppe meiner Eltern. Vater Rhesusfaktor positiv, Mutter Rhesusfaktor negativ. Was heißt Messfehler? Mein Kopf war zu groß für 7 1/2 Monate und so wurde auf Grundlage dieser Messdaten die Zeit meines Daseins ab der Zeugung falsch berechnet.
Das führte dazu, dass ich in einen Brutkasten gebettet wurde, in grelles Licht getaucht und mit Apparaturen verbunden, die gurgelnde Töne ausspuckten. Meine Schlafhaltung entsprach der einer Unke, die völlig entspannt mit gegrätschten Extremitäten auf dem Teichwasser schaukelt und eintönig nach Liebe schreit.
Literarische Baustellen, lieber Leser, gibt es zuhauf. Ich bin von literarischen Baustellen umzingelt. So kommt es, dass ich viel unterwegs bin, immer dahin, ja Dahin, sage ich, dorthin, wo mein Leben Nahrung findet.
Der geografische Ort, an dem ich gerne verweile, ist das Paradies 4. Es befindet sich in Österreich, im Osten der Steiermark. Aber selten bin ich zu Hause, selten lassen die Baustellen dies zu.
Damals, am 22.April, befand sich die Baustelle, von der ich heute berichte, in Le Grand Pressigny in der Tourraine. Ich recherchierte ein Detail : wo befand sich die älteste Waffenfabrik unserer Welt?
Eine Antwort hoffte ich in „Le Grand Pressigny“ zu finden, in dem dort errichteten prähistorischen Museum. Schon das Ankommen versprach Spannung.
Prähistorisches Museum | Foto: Ghimel Lehmig ©
Rethymno auf der Insel Kreta.
Du wirst mich finden, sagte ich. Rethymno ist nicht die ganze Welt.
Treffen wir uns dort, wo die Bikini lachen; dort um halb vier.
Geh nur im Zentrum die Hauptstraße entlang.
Foto: Gerlinde Uhlir ©